Klappentext:

Von der Suche nach Familie, der Sehnsucht nach dem richtigen Ort und darüber, dass nichts davon planbar ist.

„Ich bin mit zwei Kurts zusammengezogen. Einem ganzen Kurt und einem Halbtagskurt. Jana und Kurt haben sich entschieden, dass sie ihr Sorgerecht teilen, vor allem wenn Kurt schon extra aufs Land zieht. Und so pendelt das Kind nun wochenweise zwischen seinen beiden Oranienburger Zuhauses hin und her: zwei Häuser, zwei Kinderzimmer, unterschiedliche Regeln und alle Menschen, die er liebt.

Und dann bin da noch ich.“

Lena hat mit ihrem Freund Kurt ein Haus gekauft. Es scheint als wäre ihre größte Herausforderung, sich an die neuen Familienverhältnisse zu gewöhnen, daran, dass Brandenburg nun Zuhause sein soll. Doch als der kleine Kurt bei einem Sturz stirbt, bleiben drei Erwachsene zurück, die neu lernen müssen, wie man lebt.

 

Kommentar:

Dieses Buch habe ich eigentlich „nur“ auf eine Empfehlung hin gekauft. Wir waren so nah dran, unser Kind zu verlieren – Das Thema ist bestenfalls schwierig. Zudem ist Sarah Kuttner keine Autorin, mit der ich mich identifizieren kann. Gelesene Vorgängerbücher haben mich schlichtweg nicht erreicht. Aber man soll eben niemals nie sagen.

 

„Kurt“ habe ich gelesen und „Kurt“ hat mich erreicht. Der kleine Kurt, der große Kurt und Lena auch.

 

Lena und der große Kurt haben zusammen ein Haus gekauft. Auf dem Land. Beide müssen sich in diese Umgebung und Situation erst einfügen. Erst ankommen. Das klappt irgendwann ganz gut. Ungemein schwieriger ist es für Lena, sich mit dem kleinen Kurt zu arrangieren. Nicht des Kindes an sich wegen. Lena kämpft mit ihrer Rolle in diesem Patchwork- Konstrukt. Soll sie erzieherische Aufgaben übernehmen? Darf sie das überhaupt? Die beiden Kurts machen es ihr leicht. Alles ist okay. Wie auch immer Lena sich entscheidet, es ist gut für die Kurts. Und wird akzeptiert. Doch bevor Lena überhaupt zu einer Entscheidung kommen, ihren Weg, ihren Umgang finden kann, stirbt überraschend der kleine Kurt. In der Schule.

Kurt trauert. Jana trauert. Kurt und Jana trauern gemeinsam. Lena ist wieder außen vor. Steht wieder vor der Frage ob sie darf. Die Dramatik der Geschichte liegt weniger in Kurts stillem Tod, sondern in der Schwere danach.

 

Als man mir sagte „Ihr Kind stirbt“, war alles in mir ein Aufschrei. Alles war Widerstand, aufbäumen, nicht akzeptieren.

Jedoch Kurts plötzlicher Tod, stösst hier drei Erwachsene in ein Vakuum. In ein Nichts. Man kann so furchtbar gut mit Lena mitfühlen. Sie versucht da zu sein, Kurt aufzufangen. Doch Kurt lässt sich nicht auffangen. Er versinkt in sich selbst. Und Lena reibt sich um ihn herum auf. Versucht zu funktionieren und versteht erst nach und nach, dass auch sie trauern muss und vor allem trauern darf.

 

Trotz der Schwere der Geschichte, ein überraschend leichter Schreibstil. Sarah Kuttner lässt den Leser mitfühlen, mitleisen und schlussendlich hoffen. Ich habe keine Sekunde lang bereut „Kurt“ gelesen zu haben.

Das zählt. Gelesen als EBook.

5 von5 Herzchen

♥♥♥♥♥