Im vorangegangenen Artikelteil habe ich die allgemeinen Hintergründe schon ein bisschen beleuchtet. Das hier widmet sich damit nun unseren persönlichen Erfahrungen mit der Trichterbrust. Betroffen sind wir sozusagen gleich doppelt, denn beide Jungs sind von dieser Diagnose betroffen. Soviel zum Thema „eine genetische Veranlagung ist äusserst selten“. Denn auch mein Grossvater (väterlicherseits) hat eine recht tiefe Trichterbrust. Also dürfte in unserem Fall die Genetik der Hauptauslöser sein.

Die Deformation ist bei beiden Jungs direkt nach der Geburt aufgefallen. Bei Kind 2, also dem Älteren, sprach uns der Kinderarzt während der U2 darauf an. Bei Kind 3 ist die Deformierung wesentlich deutlicher. Hier war es ohne ärztlichen Hinweis direkt ersichtlich. Eine Behandlung erfolgte zunächst nicht. Ohne das zu bewerten. Denn sämtliche Ärzte sind sich hier mit Dr. Google einig, dass die Trichterbrust in den meisten Fällen ein rein optischen „Problem“ ist.

Erwartungsgemäß werden im Laufe des kindlichen Wachstums sowohl die Einsinkung des Brustbeines als auch die damit einhergehenden körperlichen Fehlhaltungen mehr oder schlimmer. Das stimmt in unserem Fall nicht ganz. Denn entgegen aller Erwartungen begradigte sich die Trichterbrust von unserem Kind 2 inzwischen quasi von allein. Man kann als Insider quasi eine leichte Brustbeinsenkung nach wie vor wahrnehmen. Aber ist man kein Insider, weiss also nichts davon, das es hier eine derartige Diagnose gab, sieht man es tatsächlich nicht. Egal ob im Schwimmbad oder beim Umziehen nach dem Sport, er ist noch nie darauf angesprochen worden. Was im Fall von Kind 3 ganz anders ist. Aber für den Grossen war und ist sein regelmäßiges Karatetraining tatsächlich heilsam. Das betreibt er seit nahezu 4,5 Jahren. Leidenschaftlich. Konsequent. Gerne.  Und damit scheint es nicht nur direkte Auswirkungen auf seine allgemeine Fitness zu haben, sondern konnte auch das weitere Einsinken des Brustbeines verhindern. Das Reiten hat für die restliche optimale Körperhaltung gesorgt.

Kind 3 hatte leider nicht soviel Glück. Die Trichterbrust ist bei ihm sehr viel ausgeprägter. Von Anfang an. Die Deformierung ist dabei nicht nur optisch ausgesprochen deutlich. Er entwickelte im Verlauf nahezu typische Symptome bzw. Fehlhaltungen. Der runde Rücken. Die nach vorn gezogenen Schultern. Er sitzt immer da, wie der von Eltern gern angemahnte „Schluck Wasser“. Dazu kommt eine offensichtliche Fehlstellung beim Gehen. Ich kenne das als „Onkeln“. Die Fussspitzen zeigen beim Gehen nicht nach vorn oder nach aussen, sondern nach innen. Die Schuhsohlen werden sehr ungleichmäßig abgelaufen. Wir haben uns hauptsächlich wegen dieser Problematik einen Termin bei einem entsprechenden Kinder- Orthpäden geholt. Diese hat recht schnell und deutlich festgestellt, dass hier einfach alles zusammenhängt. Die Einsinkung des brustbeines sorgt für eine Asymetrie im Körper. Der Brustkorb ist leicht nach hinten geneigt, die Wirbelsäule beginnt eine Skoliose zu entwickeln.

Skoliose heisst: Die Wirbelsäule ist zu einer Seite geneigt und in sich verdreht.

In der Folge ist eine Schulter höher als die andere, eine Hüfte höher als die andere und somit ein Bein länger als das andere.  Eine konservative Therapie, mit Einlagen und Krankengymnastik führte bisher nicht leider zu keinen nennenswerten Erfolgen. Sodas uns die Orthopädin eine Vorstellung in der Trichterbrustsprechstunde des Uniklinikums Leipzig empfohlen hat. Das Thema OP kam recht schnell auf den Tisch. Ob das jetzt grundsätzlich so ist oder einfach nur erwähnt wurde, dass lasse ich jetzt einfach mal im Raum stehen. Mit der Orthopädin sind wir im Prinzip sehr zufrieden. Sie geht super auf das Kind ein. Erklärt alles, so dass er es verstehen kann und spricht nicht nur über seinen kopf hinweg mit mir, sondern auch mit ihm. Behandlungsmethoden wurden alle zumindest angerissen. Die erste Verordnung der Physiotherapie war nicht genau genug, denke ich. Denn unser Kind selbst, hat aus diesem Therapieablauf, den er ja zuhause alleine fortsetzen sollte, nichts mitnehmen können. Ob das jetzt an der Verordnung oder der Physiotherapie an sich lag, vermag ich nicht zu beurteilen. Ist auch jetzt eigentlich nicht Thema.

Der, in Vorbereitung auf die Trichterbrustsprechstunde, durchgeführte Lungenfuntionstest (ohne Belastung, nach Belastung, mit Spray, etc.) ergab tatsächlich eine gewisse Beeinträchtigung. Hier erfüllen wir die Statistik mal wieder nicht, die Lunge kann nicht so arbeiten, wie sie das gerne wollen würde. Das sieht man nicht nur an den Werten, sondern das spürt das Kind auch, in Form eines Druckes, bzw. einer fühlbaren Einengung, mangelnden Entfaltung. Eine direkte operative Notwendigkeit ergibt sich allein aus diesen Werten aber nicht. Glücklicherweise.

Ein EKG und ein Ganzkörperröntgen steht derzeit noch aus.

Was die Behandlungsmöglichkeiten einer Trichterbrust an sich angeht, haben wir uns auf Eigeninitiative hin einfach mal schlau gemacht. Man findet im Internet ja einfach alles. Da das zu ausführlich wird, für diesen Artikel, werde ich das in der Folge mal ein bisschen auseinander dröseln. Also einzeln in Artikel packen. Denn man kann eine Trichterbrust  konservativ mit Krankengymnastik oder ein Therapieverfahren mittels einer Saugglocke behandeln, aber auch operativ. Dabeio sogar über zwei verschiedene Verfahren  (minimal- invasiv oder in einer offenen chirurgischen Korrektur). Auch die Risiken sind natürlich ein Thema.

Da sowohl ich, als auch unser Kinderarzt und unsere Orthopädin, mit einer deutlich längeren Terminierungszeit für die Sprechstunde der Uniklinik Leipzig gerechnet haben, als sie letztlich gegeben war, wurde bisher weder ein EKG geschrieben, noch das Ganzkörper- Röntgen durchgeführt. Steht also noch aus.

Stand jetzt werden wir uns von der Sprechstunde einfach einmal entsprechend beraten lassen. Danach die Untersuchungen nachholen und dann entscheiden. Eine konservative Vorgehensweise wäre natürlich allem anderen vorzuziehen. Sofern dies in einem gesundheitlich verträglichem Maß steht.

Mit den konservativen Behandlungsmethoden gehts hier weiter ⇒