Klappentext:

„>>ICH WEISS NICHT, WIE UNSER BOOTSTRIP AUSGEHEN WIRD. ALLES IST OFFEN. ABER JETZT UND HIER KLAUT JONAS NICHT UND NIMMT AUCH KEINE DROGEN. DA KANN ER HUNDERTMAL AM FALSCHEN ENDE DER LEINE ZIEHEN.<<

Die alleinerziehende Mutter Franziska Krafft ist nicht mehr aufzuhalten: Sie will ihren drogenabhängigen 16- jährigen Sohn Jonas, der in die Kriminalität abgerutscht ist, von der Entzugsklinik auf ihr Segelboot holen. Himmel und Hölle setzt sie in Bewegung für diese Idee, redet sich beim Jugendamt den Mund fusselig, bis es endlich heisst: Jonas darf mit ihr und seinen Brüdern den Sommer auf dem Boot verbringen.

Doch wie gestaltet sich der Alltag an Board, wenn Mutter und Sohn drei Jahre lang kaum Kontakt hatten? Wird Jonas ohne Drogen durchhalten? Und kommt die Teenie- Crew auf der stürmischen Nordsee klar?

Ein mitreißendes Buch, das zeigt, welche Kräfte eine Mutter mobilisiert, wenn es um das Leben ihres Kindes geht.“

Kommentar:

Wie ich schon einmal erwähnte (Preview): Julia von Eden Books stellte mir dieses Buch vor dem Erscheinungstermin zur Verfügung. Vielen lieben Dank dafür. Damit haben wir heute hier quasi eine Vorabrezension.:)

Franziska Krafft lebt mit ihren drei Kindern bei ihrer Familie in einem österreichischen Bergdorf. Alleinerziehend versucht sie nicht nur die Erziehung ihrer Jungs, sondern auch die Finanzierung ihres Lebens und zuerst dieTrennung von ihrem Mann und anschliessend die von ihrem Erstgeborenen zu verarbeiten. Jonas entscheidet sich zu seinem Vater ins deutsche Frankfurt zu ziehen. Schon allein die räumliche Trennung ist hart. Aber das ist nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges.

Zum ersten Mal fällt es mir hier gar nicht so leicht, eine passende Rezension zu Papier zu bringen. Jeder Mutter lässt alleine der Gedanke, das Kind könnte in den Kreislauf von Drogen, Abhängigkeit und Kriminalität geraten, die Haare zu Berge stehen. Franziska Krafft ist genau das passiert. Jonas rutscht ab, schwänzt die Schule, wir drogenabhängig, begeht Diebstähle. Erschwert wird das ganze, durch die räumliche Distanz zwischen dem Wohnort der Mutter und Frankfurt. Sie kann nicht eben dem ersten Impuls folgen, nach Frankfurt fahren, das Kind suchen, finden und abholen. Aber genau diesen Gedanken hat auch sie. Das Bedrückende an dieser Geschichte ist die Realität. Franziska Krafft schont sich und den Leser keine Sekunde. Auf eine zuweilen fast brutal ehrliche Art beschreibt sie ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Angst. Auch die weniger schönen oder wenig stolzen Momente, Gedanken und Gefühle lässt sie nicht aus. Ein schwieriger Spagat, zwischen einerseits der Familie im heimischen Bergdorf, andererseits dem Aushalten einer Extremsituation aus der Ferne und zusätzlich der Kommunikation mit Behörden, Ämtern und Kliniken.

Was würde ich tun, wenn… Ich habe kein Segelboot und noch weniger Ahnung vom Segeln. Aber darum geht es auch gar nicht. „Die Sprache der Liebe, ist die einzige Sprache, die alle Menschen verstehen!“, schrieb Josef Freinademetz. Und das ganz ohne Worte. Diese Geschichte ist der beste Beweis, was man mit Liebe und Vertrauen, zu sich und seiner Umwelt, alles -auch unmöglich erscheinendes- erreichen kann. Sehr faszinierend und beeindruckend ist nicht nur Franziska Kraffts Durchhaltevermögen, sondern auch ihr persönlicher Umgang mit der Sitation und den Beteiligten. Trotz aller Extreme, trotz aller Ängste findet sich in diesem Buch kein böses Wort, kein Jammern, kein Aufgeben. Und Grund dafür hätte sie genug. Sei es Jonas oder dem komplett passiven Vater gegenüber, oder Angesichts von Gerichten und Institutionen, die Entscheidungen von einem auf den anderen schieben und dabei vergessen, dass es hier um das Leben eines Kindes geht.

Franziska Krafft setzt sich mit einer verwegenen Idee gegen deutsche Behörden durch: Sie holt Jonas auf ihr Boot. Abgeschieden von der restlichen Welt, nur umgeben von Familie und Freunden bietet sie ihm Nähe, das Gefühl geliebt ohne bewertet zu werden, erwünscht zu sein ohne jegliche Erwartungshaltung. Und sie entschliesst sich Stück für Stück ihrem Kind zu vertrauen…

Eine Geschichte voller Emotionen. Spannend und doch einfühlsam. Klar und reflektiert. Voller Mut und Kampfgeist. Und doch so menschlich!

Ich bin beeindruckt. Das Fazit kann nur heissen: Absolut lesenswert.

Von mir gibt es 5 von 5 Sternen bzw. bei uns sind es ja Herzchen

♥♥♥♥♥