Willkommen an Tag 66 der Corona- Isolation. Ja, Isolation ist nicht der korrekte Ausdruck. Nennen wir es, der Corona- Zurückhaltung. Auf jeden Fall lässt sich diese Woche zusammen mit: es geht aufwärts.

Kind 2 seit anderthalb Wochen in der Schule. Kind 4 freut sich wie wild auf selbige. Die kurze zufällige Begegnung mit ihrer BFF endete mit dem Gruss „Wir sehen uns Montag in der Schule“. Herrlich diese Vorfreude.

Und auch für Kind 1 geht es aufwärts… Sie sollte schon seit 2 Wochen in ihrem ersten staatlichen Praktikum sein. Da sie dieses aber in einer Werkstatt für Sehbehinderte absolvieren wollte und diese nicht öffnet… Sackgasse. Fazit auch keine Aufgaben der Schule. Langeweile und Nichtstun. Sie hat sich schlussendlich um eine Alternative gekümmert. Eine Kombipraxis aus Ergo- und Physiotherapie, direkt im Nachbarort. Perfekt. Am Dienstag kam die Zusage und zeitgleich auch das grüne Licht aus der Schule. Manchmal läuft es.

Bleibt nun nur die Frage… was wird aus Kind 3. Bisher gibt es von der betreffenden Oberschule keinen Lösungsansatz. Zumindest keinen der uns bekannt wäre.

Donnerstag… Eskalation. Die beiden Grossen gehen sich an. Regelrecht aufeinander los. Worte so böse und verletzend… ich verlasse den Raum. Was zumindest sofort für betretenes Schweigen sorgt. Kinder können untereinander grausam sein. Teenager richtiggehend verletzend. Ich weiss, das läuft in so ziemlich allen Familien ähnlich ab. Auch ich war meinem Bruder gegenüber nicht immer die Liebe in Person, dennoch haben wir ein gutes, enges Verhältnis zueinander. Direkt innerhalb einer solchen Situation fühlt sich dieses aber alles andre als gut an. Schreien bringt nichts, sprechen in diesem Moment auch nicht. Die Taktik den Raum zu verlassen, erscheint erstmal wenig sinnvoll. So ist es aber nicht. Denn beide Parteien kommen ins Stocken und allein dieses Stocken unterbricht die Eskalation. Es ändert nichts an dem Problem zwischen Beiden, aber es sorgt dafür, dass beide innehalten und wenigstens ein bisschen abkühlen. Danach kann man das Problem besprechen. Sofern es überhaupt eines gibt. Manchmal reicht ja schon die blosse Anwesenheit des Anderen um eine Situation explodieren zu lassen.

In Sachsen sind diese Woche viele Lockerungen in Kraft getreten. Museen sind offen. Tierparks auch. Restaurants, zumindest im Aussenverkauf. Ein Riesenschritt in Richtung Normalität. Seit Freitag darf man sich mit einer Familie treffen, die nicht zum eigenen Haushalt gehört. Wir haben die Chance genutzt und nach 9 Wochen Abstinenz den so so langersehnten Besuch bei Oma und Opa nachgeholt. Wie glücklich kann man sein, die eigne Mama einfach mal wieder in den Arm nehmen zu können. Ein paar ruhige Stunden auf der Terrasse zu verbringen. Der Akku ist so viel wie nie. Quality- Time.

Ich habe so oft von Entschleunigung und irgendwann von Langerweile gehört, die die Leute in der letzten Zeit befallen hat. An uns ist dies völlig vorbei gegangen. Es ist kein Spass Vollzeit zu arbeiten und dann für 4 Kinder den Lehrer zu geben. Vier Kinder in vier verschiedenen Schulen und vier verschiedenen Klassen. Entschleunigung ist hier nicht drin. Es ist stressig wie nie! Ich liebe meine Kinder und nein, es ist kein Problem, dass diese zuhause sind. Aber ich bin kein Lehrer. Und natürlich habe auch ich den Anspruch angedachte Aufgaben adäquat zu erledigen. Denn im Zweifelsfall sind es meine Kinder, die den Anschluss verpassen. Also gehe ich dem nach, so gut es geht. Pendle zwischen meinem Arbeitsplatz und der Küche, wo die Kinder sich verteilen. Mit Abstand an unserem grossen Küchentisch. Damit der Eine dem Anderen nicht auf die Nerven geht. Das ist machbar. Mal mehr mal weniger und auch mal mehr mal weniger macht einem das was aus oder eben nicht. Neun Wochen sind lang und ja ein bisschen geht mir die Puste aus. Meinen Ruhepuls gibt es schon länger nicht mehr, die Auswirkungen auf meine Schlafprobleme schweige ich jetzt einfach tot.

Auch die Sache mit der Grundschule ist nicht so easy wie gedacht. Ich bin/ war mir im Allgemeinen nicht sicher, ob ich mich mit den Lockerungen… in diesem Umfang… so wirklich wohl fühle. Der Beschluss des Kultusministeriums besagt, das ab kommendem Montag für alle Grundschüler die Schulpflicht wieder gilt. Das heisst, die Kinder müssen in die Schule. Entgegen den weiterführenden Schulen wird hier aber nicht mit kleinen Gruppen und versetzten Zeiten gearbeitet. Nein, die Kinder bleiben in ihrer kompletten Klasse (bei uns 20 Kinder). Sie dürfen sich nicht mit anderen Kindern vermischen oder denen begegnen. Das heisst, die Kids müssen in ihrem Klassenzimmer bleiben. Dürfen nur nach Absprache auf die Toilette und Bewegung auf dem Schulhof, etc. ist gar nicht mehr gegeben. Sicher frühen sich die Kids wie wild auf ihre Klassenkameraden, ihre Freunde, aber die Abstriche sind dennoch echt hoch. Zumal unser Kind ein sogenanntes Buskind ist. Die Grundschule ist in einem anderen Stadtteil. Das Kind fährt mit dem Linienbus dahin und nachmittags kommt es auf es auf demselben Weg zurück. Der Bus ist morgens brechend voll. Und das mit allen möglichen Kindern. Es fährt ja nicht nur ein Bus allein für die Kinder „unserer“ Klasse. Sicher gilt hier Maskenpflicht. Allerdings ist in einem vollen Bus nichts mit Abstand. Ich finde das alleine bedenklich. Wenn nicht nur für die Kinder an sich. Allein in unserem Fall, vier Kinder an vier verschiedenen Schulen plus der Hase der in wechselnden Objekten arbeitet… das ergibt einen immensen Streuungswinkel… im Falle des Falles. Einerseits freue ich mich, dass es für die Kleine ein bisschen Normalität gibt und sie den verpassten Schulstoff tatsächlich aufholen kann. Andererseits bleiben Bauchschmerzen.

Die wurden nicht gerade weniger, als uns gestern am Abend ein Rundschreiben der Klassenlehrerin jenes Kindes erreichte. Inhalt: Ein Eilbeschluss des Kultusministeriums. Ein Elternpaar aus Leipzig hat gegen oben erwähnten Beschluss geklagt und Recht bekommen. Das Kultusministerium zieht – bis zur endgültigen Prüfung, auf jeden Fall aber bis Anfang Juni- den Entscheid, die Schulpflicht für Grundschüler wieder einzusetzen, zurück. Das heisst, die Schulen öffnen wie geplant. Ob die Kinder hingehen entscheiden aber die jeweiligen Eltern. Das sonst so verpönte HomeSchooling erfüllt bis dato die Schulpflicht. Damit liegt der Ball bei uns. Und führt zu längeren Diskussionen über das Für und Wider. Eigentlich tendiere ich dazu, dass Kind zuhause zu lassen. Andererseits bestrafe ich damit eben jenes Kind, für eine Situation, für die es nichts kann- schon wieder. Ende offen.

Bleibt gesund und haltet die Ohren steif.

Eure Sanny ♥