Und wir schreiben Tag 52.

Unglaublich… da ist schon wieder eine Woche- schon wieder ein ganzer Monat um. Und was alles passiert ist… wir gehen nur noch mit Masken einkaufen. Auch wenn sich dies seltsam anfühlt. Wir halten Abstand und vermeiden soziale Kontakte. Man hat sich schon fast daran gewöhnt, dem Nachbar quer über den Hof das „Hallo“ entgegenzurufen…

Allerdings… steigt so langsam der Frustpegel…

Aus meinem HomeOffice ist eine Bürogemeinschaft geworden. Und ja, ich tauge nicht an jedem Tag und schon gar nicht morgens vor 8 Uhr zum Grossraumbüro.

Zu deutsch heisst das, wir zicken uns an. Die Kinder untereinander können das prima. Und warum müssen die immer so schreien? Akustisch schwer hört keiner von ihnen. Sofern ich den Kinderarzt nicht falsch verstanden habe. Dabei muss ich ja noch ganz gut hören könnte, wäre das anders, würde ich ihr schreien nicht als so laut empfinden oder schreien sie, damit ich sie höre? Ein Teufelskreis. Und nicht der Einzige. Nicht nur die Kinder untereinander zicken sich an. Sie zicken auch mich an. Oder ich sie. Und ich zicke den Hase an und er mich. Die Themen sind dabei recht variabel. Das Geschirr, welches nicht aufgeräumt wird. Die Schulaufgaben, die lose durch die Gegend flattern. Die Bildschirmzeit, die gnadenlos überschritten wird. Die Überwachung der Schulaufgaben, die immer nur an einem hängen bleiben. Die Liste ist beliebig erweiterbar. Krisenstimmung…

 

Das Unwort der Woche lautet SACHUNTERRICHT! Wir wiederholen ja nun keinen bereits gelernten Stoff mehr, nein wir unterrichten jetzt neuen. Wobei das wir falsch ist. Ich tue das. Wer jetzt hier eine gewisse Grundgereiztheit herausliest, der liest richtig. Dabei möchte ich mal eines klarstellen… überall liest man Sätze wie „jaja, jetzt lernen die Eltern mal, was Erzieher/ Lehrer leisten“. Wir WISSEN was ihr leistet! Wisst ihr auch, was wir gerade leisten? Sein wir doch mal ehrlich, dass die Kinder den ganzen Tag zuhause sind, ist gar kein Thema. Das sind sie in den Ferien und am Wochenende nämlich auch. Überraschung. Und auch an normalen Wochentagen machen wir mit den Kindern Hausaufgaben oder Berichtigungen, erledigen langfristige Projekte. Oder denkt ihr echt, die ganzen Plakate und Herbarien werden von den Kindern gebastelt?! Das gehört dazu. Kennen wir alle. Der springende Punkt ist: WIR SIND KEINE LEHRER! Und während ihr einfach von Montag bis Freitag in der Klasse vor den Kindern steht und einfach euren Job macht, machen jetzt wir den. Leider macht nebenher keiner UNSEREN Job! Ich arbeite Vollzeit, ich koche jeden Tag, wasche Wäsche, gehe einkaufen, sorge dafür das jedes Teil in diesem Haus seinen Bestimmungsort findet und das Ganze ohne irgendjemanden zu erwürgen oder an die Wände meines Grossraumbüros zu tackern. Und jetzt gebe ich auch noch den Lehrer. Für drei verschiedene Kinder, in drei verschiedenen Klassenstufen. Den Fehler könnt ihr jetzt selber finden.

Besonders wenn dann Aufgaben, wie unsere im Sachunterricht kommen… Vom Luftbild zum Stadtplan. „Liebe Kinder, schaut Euch den Stadtplan an, macht eine Reise durch unsere Kreisstadt. Seht Euch alle markierten Punkte an und lest nach, was ich Euch dazu aufgeschrieben habe. Liebe Eltern, es wäre toll, würden Sie den Rundgang durch unsere Kreisstadt ermöglichen.“ Klar doch, machen wir. Wir haben soviel Zeit. Neben Schule, nun also Wandertag. Wisst Ihr was das irre ist… wir haben ihn gemacht. Den Wandertag. Wir waren in Freiberg und sind die Punkte abgegangen. Ich habe mir ja eingebildet, ein bisschen frische Luft tut uns allen gut. Mal was anderes sehen. Und seien es positionierte Marken auf einem Stadtplan. Ja. Wir haben den Donatsturm gesehen, die Stadtmauer samt Wachtürmen, das Bergbaumuseum, den Dom, haben dreimal das Schloss verpasst, das Stadtheater gefunden, sind an der Nikolaikirche vorbei, direkt hinein in die Fussgängerzone gefahren… warum? Weil Karma eine Bitch ist und uns an diesem Tag nicht nur kalte Temperaturen und Wind, sondern auch noch gussartigen Regen bescherte. Um es mit den Worten unseres 13jährigen auszudrücken: „Geile Sache“.

Fazit: Läuft grad nicht.

Gab es diese Woche positives? Klar, alle 4 Kinder wohnen noch hier. Bisher wurde keines zur Adoption freigegeben. Das verbuche ich schlichtweg als Erfolg!

In diesem Sinne, haltet die Ohren steif.
Eure Sanny