„August, lieber August, ziehst die Sonn, an deine Brust. Gibst Äpfel, Birnen, Traubenmost und so mancher Seele Herzenstrost.“ ( Hanna Schnyders)

Unser August begann – für die Kinder zumindest- gar nicht so lieb. Denn der August brachte das Ende der Sommerferien. Für meine Nichte den lang ersehnten Schulanfang. Zusammen mit vielen schönen Geschenken und einer angenehmen, weil deutlich entschleunigten und entspannten Party.

Trotz aller Mühen war das das einzig Entschleunigte das der August anzubieten hatte. Haben wir der medikamententösen ADS Therapie unseres Kind 3 auch nur schweren Herzens zugesprochen, so haben wir doch gehofft, das wir ihn nicht umsonst mit den Tabletten füttern. Nach 4 Wochen Therapie ist das Fazit leider kein positives. Ja, die Therapie läuft noch nicht wirklich lang. Und ja, im Vergleich zu seinem Körpergewicht ist es die niedrigst mögliche Dosierung. Es waren keinen Wunder zu erwarten. Aber genau da liegt ein bisschen das Problem. Meines zumindest. Denn- ich weiß nicht, wie es anderen Betroffenen geht- aber ich weiß gar nicht so genau, was ich nun eigentlich zu erwarten habe. Was wird sich ändern? Wie werde ich dies bemerken? Vorausgesetzt, das Medikament wirkt. Ein gefühlt sehr großer Unsicherheilfaktor. Und da ich nichts so sehr hasse wie derartige falls- vielleicht- eventuell- Situationen habe ich angefangen unseren Alltag, speziell den von Kind 3, zu protokollieren.

Für alle in ähnlichen Situationen, mit ähnlichen Unsicherheiten: Lasst es!

Wirklich, lasst es einfach!  Das macht es nichts besser! Nur umso sehr viel schlimmer. Mit einem ADS- Kind ist der Ausnahmezustand Normalität. Und man kommt damit klar. Es war ja schon immer so. Fängt man tatsächlich an die Tage zu protokollieren- sieht man das Ausmaß dessen, wie anders dieses Kind, im Vergleich zu den Anderen ist, in derart komprimierter Form- das man direkt und  sofort das Gefühl bekommt, es keine Sekunde länger auszuhalten. Damit entsteht ein echtes Problem. Denn die eigene Toleranzgrenze sinkt. Man denkt, man muss hier gegensteuern. Man verschärft die Regeln, fordert mehr Konsequenz und ja, man schimpft und meckert mehr. Und das ist so kolossal falsch! Ja, das Kind agiert nicht normal. Das Kind verursacht Stress und Chaos. Das hat es vorher auch schon getan. Das Einzige, was sich geändert hat, das ist der eigene Blickwinkel. Und der ist in diesem Zusammenhang total falsch! Also erspart Euch das. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus, verschiebt sich die Wahrnehmung tatsächlich so sehr.

Man wird unfair. Dem Kind gegenüber. Aber auch sich selbst gegenüber. Unser Kind war schon immer schwer auszuhalten und wurde trotzdem oder oftmals auch gerade deshalb geliebt. Die Protokollierung lenkt den Fokus einzig auf die negativen Seiten. Die vielen positiven Gesichter dieses Anderseins spielen plötzlich keine Rolle mehr. Aber niemand hat nur negative Seiten. Ganz besonders nicht diese Kinder. Besondere Kinder brauchen Halt. Gefangen in der Negativ- Spirale kann man den nicht mehr geben. Das ist gefährlich. Also schenkt Euch das. Seid Ihr in ähnlichen Situation–> entspannt Euch, lehnt Euch zurück, lasst die Medikamente ihren Job machen. Das Richtige wird gefunden werden, auch in der richtigen Dosierung. Alles was es braucht ist G E D U L D. Und wenn Eltern von ADS- Kindern etwas haben, dann Geduld.

Wer den Konsenz zu uns sucht, kann dies gerne direkt tun: sanny@family4life.de

Unser besonders Kind ist ein großes und dominantes Thema (die Artikelreihe dazu gibt es hier). Aber natürlich ist es nicht das Einzige.

Wir reiten jetzt und wir schwimmen. Nein, nicht gleichzeitig und letzteres auch bedauerlicherweise nicht im Geld. Aber im Wasser. 🙂

Da der Hase im August sogar den Samstag auf seinen Baustellen verbrachte, bin ich mit dem Kindern kurzentschlossen ins Schwimmbad gefahren. In eine nette kleine Schwimmhalle- mit großer Wasserrutsche. Eigentlich ja zum schwimmen. Üben. Trainieren. Sicherheit gewinnen. Aber wie das so ist, die Kids sehen nur die Rutsche. Macht nichts, auch dafür gibt es einen Kompromiss. Unserer: Einmal rutschen kostet eine Bahn schwimmen. 🙂 Sehr nett. Macht Spaß, werden wir öfter machen, gern regelmäßig tun. Das einzige Irrtierende begegnete mir am Einlass. Die Familienkarte kostet 7 Euro. Ein sehr günstiger Preis übrigens. Aber ich allein mit den Kindern kann eigentlich keine Familienkarte kriegen. Hä? Es gehört der 2. Erwachsene dazu. Sorry aber… Alleinerziehende und ihre Kinder sind dann keine Familien, oder wie? Da besteht auf jeden Fall Nachbesserungsbedarf.

Den hat der Reiterhof nicht. Denn wir haben endlich den passenden für uns gefunden. Der Reitunterricht ist bezahlbar. 12 Euro pro Stunde und Kind. Die Kinder reiten tatsächlich auch die komplette Stunde. Man kommt einfach etwas früher um „sein“ Pferdchen aus dem Stall zu holen, zu putzen, zu satteln und in die Reithalle zu führen. Und man bleibt zum Absatteln, füttern und auf die Koppel bringen. Den Kids macht es riesigen Spaß, abgesehen von der Kleinsten reiten inzwischen alle allein. Fast alle. Denn Anfangs wollten nur die Mädels reiten. Nachdem Karate nichts für ihn war, wollte auch unser besonderes Kind mitreiten. Und er macht sich richtig gut. Erstaunlicherweise klappt hier von ganz allein, was wir zuhause am Tisch schon seit Jahren predigen: Gerade sitzen.

Da ich innerhalb der Reitstunden eher zum stillen Beobachter werde, ist es mir auch hier aufgefallen: unsere beiden Mädels sind freundlich, höflich, zurückhaltend, manchmal sehr schüchtern, werden entsprechend  freundlich und ruhig behandelt. Unser besonders Kind verhält sich ganz ähnlich. Nur weniger zurückhaltend. Das besagte Mehr. Und ihm fliegen auch hier die Herzen zu. Wenn ich diese Floskel tatsächlich einmal verwenden darf. Egal ob die Reitlehrerin, die Lehrerin der Christenlehre, seine Klassenleherin, alle die, die temporär mit ihm zu tun haben, mögen ihn nahezu immer sofort und auf den ersten Blick. Das ist großartig. Er spürt diese positive Aufmerksamkeit natürlich auch und gibt sich entsprechend Mühe zu gefallen. Allein das ist den ganzen Aufwand und jeden Cent wert. Als Fazit werde ich mich aus dem Reitunterricht zurückziehen und ihm (und auch den andren Kindern) die Gelegenheit geben, sich zu bemühen und sich ausschliesslich auf ihr Pferd und die Trainerin zu konzentrieren, ohne von mir überwacht zu werden.

Unser Großer beobachtete die Pferdeaffinität der drei Anderen immer ein bisschen spöttisch. Bis letzte Woche. Er musste mit. Mit putzen, mit führen… und schon im Stall vor den Boxen flüsterte er mir das erste Mal zu: „Ob ich auch mal reiten darf?“ Darf er. Schon in der nächsten Stunde sass er mit auf dem Pferd. 🙂

Der August brachte auch unseren Hochzeitstag. Den 14. Wahnsinn. Und für meine Mama hieß es nach dem Schulanfang Wiedereingliederung. Der Herzinfarkt scheint überwunden. Nun ruft die Arbeitswelt wieder. Ich hoffe und wünsche mir, dass es ein bisschen ruhiger läuft, als vorher.

Zu hoffen bleibt auch, dass aus unsere Anzeige etwas wird. Ein nettes Telefonat mit einer doch engagierten  Kripo- Beamtin brachte unglaubliches Zutage. Die zuständige Sportlehrerin– in deren Unterrichtsstunde die besagten körperlichen Attacken auf unser Kind 2 erfolgten, weiß plötzlich von nix mehr. Hat nichts gesehen. Ähm, ja aber nicht nur das- die Dame ließ zwei Vernehmungen platzen. Erst als die Kripo über den Direktor Druck machte, bequemte man sich. Wie ignorant kann man denn bitte sein?! Die Anzeige ging ausschließlich gegen den Täter. Nicht wie angekündigt auch gegen die Lehrerin. Denn dieses Mal (im Gegensatz zu den 5 Jahren vorher) schritt sie ja ein. Aber auch das scheint vergessen worden zu sein. Ich überlege dem Rat unser Psychologin zu folgen und das Schulamt einzuschalten. Hier geht es augenscheinlich nicht um die Kinder, sondern nur darum, den eigenen  Hintern schadensfrei an die Wand zu bekommen. Ende offen. Die Entscheidung und wie es gegebenenfalls ausgeht, gibt es natürlich auch hier in der Artikelreihe (zum Thema). Definitiv beendet haben wir die Zusammenarbeit mit dem (sogenannten) Sozialarbeiter der Schule. Unser Kind 2 wird das (auch nur sogenannte) Karate- Training bei ihm nicht mehr fortsetzen, sondern stattdessen über einen privaten Träger den Karate- Unterricht bekommen.

So  lang war schon kein Monat mehr. Also zumindest kein Monatsrückblick. 🙂  Viele Leute heisst eben auch viel Action.

Schräge Elternabende und die Reiterfahrungen gibt es dann im September.

Bis dahin, geniesst die letzten Sonnentage. Hier blüht der Hibiskus, nur leider immer nur der lilafarbene. Pink und weiss wollen sich einfach nicht zeigen. 🙁

Lasst es Euch gut gehen