Guten Morgen Ihr Hasen,
ich hoffe, Euer Osterfest ist ein ruhiges, angenehmes. Trotz allem.
Feiert Ihr Ostern? So richtig? Mit religiösem Hintergrund?
Wir eher nicht. Klar Geschenke verstecken, kleine Aufmerksamkeiten verschenken… Das tun wir. Aber weniger mit kirchlichem Hintergrund. Dabei war ich einmal religiös. Hat mir das einmal etwas bedeutet. Ich habe mich als Teenager selbst dazu entschlossen, mich nachträglich taufen zu lassen, konfirmiert zu werden und später den Bund der Ehe auch vor Gott und der Kirche zu schliessen.
Eine lebensbedrohliche Erkrankung des eigenen Kindes hat mich entfremdet. Mein Glaube hing an der Schulmedizin, nicht an göttliche Fügung, denn wenn er so fair und gerecht wäre… wie könnte er auch nur einem einzigen Kind eine solche Prüfung zumuten?! Kinder sind unschuldig und verdienen weder Strafen noch Prüfungen!
Ja, wir haben unser Kind behalten dürfen. Meinem Glauben hat mich dies nicht wieder näher gebracht. Alle unsere Kinder sind getauft, die beiden Grossen inzwischen auch konfirmiert. Weniger aus meinem Glauben, mehr aus dem eigenen Willen der Kinder heraus. Eine Entscheidung des Einzelnen, gegen Glauben und Konfirmation, wäre für mich genauso in Ordnung, wie die Entscheidung dafür.
Ostern gestaltet sich bei uns also sehr wenig religiös.
Gestern, an Karfreitag – dem Tag, an dem Jesus gekreuzigt wurde- hatten wir einen ruhigen und angenehmen Tag. Und genau an diesem hat mich die Erinnerung eingeholt.
Auch wenn wir ein todkrankes Kind hatten, auch wenn wir einmal durch die Hölle und zurück gegangen sind… wir haben nichts verpasst, wir haben nichts verloren. Im Gegenteil, wir durften unser Kind behalten, unsere Beziehung ist gefestigter denn je… dennoch bin ich irgendwie komisch drauf.
In all unserer Verzweiflung und Angst habe ich diesem kind gewünscht, dass es genau das, was es jetzt hat erlebt.
Ich wünschte diesem Kind freunde, einen Schulanfang, eine Konfirmation, einen Schulabschluss, die Entscheidungsfreitheit sein weiteres Leben gestalten zu können, einen 18. Geburtstag, das simple Erwachsenwerdenkönnen… und ja, ich wünschte diesem Kind Liebe. Die Erste und die Bleibende, die Ewige.
Seit ein paar Monaten ist „er“ da. Zunächst zaghaft und auf Distanz, inzwischen längst ein wichtiger Teil ihres und auch ein Teil unseres Lebens.
Das Loslassen und Gehenlassen hat mich zwischenzeitlich sehr sehr stark beschäftigt, geistig wie emotional.
Doch gestern, als ich beim Inlinerfahren unser inzwischen standardmässiges Gruppenfoto machte… ala Germanys Next Rollmodell… traf mich, angesichts der sich fröhlich umarmenden Bande die Erkenntnis:
All das, was ich mir angesichts einer tödlichen Erkrankung einer 5Jährigen für dieses Kind jemals gewünscht habe… sie hat es bekommen.
In diesem Sinne
Ein gesegnetes Osterfest.
Alles Liebe
Eure Sanny♥