Brauchen Kinder Handys? In 2016 möchte man fast „ja“ sagen. Aber ist das richtig? Unsere Kinder sind 5, 9, 11 und 13 Jahre alt. Die beiden Jüngeren, also Kind 3 (9) und Kind 4 (5) haben kein Handy.

Kind 1 und 2 hingegen schon. Beides sind Buskinder. Das heißt, sie fahren mit dem Bus zur Schule und wieder nach Hause. Kind 3 zwar auch, allerdings wird er nachmittags von seiner Hortnerin in den richtigen Bus gesetzt. Das ist bei Grundschülern (hier) so üblich. Bei Oberschülern natürlich nicht mehr. Die müssen sehen, dass sie mit dem richtigen Bus und in die richtige Richtung fahren. Das funktioniert auch. Thema ist nur, wir leben auf dem Land, wenn um kurz nach 16 Uhr der Bus weg ist, kommt der nächste erst am nachfolgenden Tag. Daher bekamen Kind 1 und 2 jeweils mit dem Wechsel auf die weiterführende Schule ein Handy. Für den Fall das. Kind 1 hat sich als sehr verantwortungsvoll erwiesen und bekam zum letzten Geburtstag als Bonus mein „altes“ Windows Phone. Whats app fähig. Ausgerüstet mit einer Karte, die es ihr ermöglicht unsere Nummern anzurufen, auch wenn das Guthaben alle ist. Passt. Kind 2 allerdings benutzt ein älteres Handymodell. Mit Tasten. Robustheit geht vor Coolness. 🙂 Findet er deutlich weniger cool. Klar. Aber noch entscheiden wir das. Dachten wir. Denn die Schule macht Projekte, manchmal Tageweise, manchmal Wochenweise, vor den Ferien gibts ne ganze Woche fächerverbindenden Unterricht. So gut, so schön. Das Blöde allerdings: es werden Gruppen oder Stationen gebildet. Das allein ist auch nicht weiter schlimm. Aber die Gruppenzugehörigkeit der einzelen Schüler wird weder im Unterricht noch in der Vorbereitung besprochen, sondern im Klassenchat bei Whats App! Im Klartext: jedes Kind, das kein Whats App hat (aus welchem Gründen auch) wird weder befragt noch gehört. Über den Kopf der Kinder wird irgendwas entschieden. Das ist gelinde gesagt eine Frechheit! Klar, Whatsapp-fähige Handys kosten nicht die Welt. Aber darum geht es auch nicht. Im Falle unseres Kindes stehen da der Umgang mit dem Gerät zur Debatte und das Thema Mobbing. Ein Whatsapp Gruppenchat offenbart die Telefonnummer. Kind 2 ist von Mobbing betroffen. Verbal und oft auch in Form von körperlichen Attacken. Jegliche Intervention unserseits verschlimmerte die Lage. Kind 2 muss eben allein in die Schule gehen. Und die Klassenlehrerin in diesem Falle interessiert das leider nicht die Bohne. Es wird weggeschaut. Uns gegenüber zu sagen „Ich habe nichts gesehen“ oder (ganz beliebt) „Ja, Ihr Kind provoziert das ja“ ist ja ziemlich leicht. Kind 2 ist nicht gesellschaftskonform. Er fragt und fordert und fühlt sich bei Ungerechtigkeiten auch ungerecht behandelt und äussert dies auch noch. Inzwischen allerdings sagt er nur selten etwas, wenn es wieder zu Attacken kam. Allerdings hinter lässt es psychische Spuren. Das kann nicht toleriert werden. Darum geht es aber hier nicht. Sondern um die Frage: Darf die Schule, die bei Mobbingfällen gerne die Augen fest zu kneift, einfach voraussetzten, dass die Kinder in einem Chat einfinden, der jedem die Handynummer anzeigt? Nein, kann sie nicht! Wer Zugang zu unserem Kind bekommt, entscheiden wir. Das Argument. die Klassenlehrerin ist auch in den Chat ändert nichtswenn die Nummer frei zugänglich ist. Daher wird ein neues Elterngespräch geben. Ausgang offen!