Das Buch war ein Fundstück. Gesucht hatte ich etwas ganz anderes…
Klappentext:
„Björn Diemel wird von seiner Frau gezwungen, ein Achtsamkeits-Seminar zu besuchen, um seine Ehe ins Reine zu bringen, sich als guter Vater zu beweisen und die etwas aus den Fugen geratene Work-Life-Balance wieder herzustellen. Denn Björn ist ein erfolgreicher Anwalt und hat dementsprechend sehr wenig Zeit für seine Familie. Der Kurs trägt tatsächlich Früchte und Björn kann das Gelernte sogar in seinen Job integrieren, allerdings nicht ganz auf die erwartete Weise. Denn als sein Mandant, ein brutaler und mehr als schuldiger Großkrimineller, beginnt, ihm ernstliche Probleme zu bereiten, bringt er ihn einfach um – und zwar nach allen Regeln der Achtsamkeit.“
Kommentar:
… wie das manchmal mit Fundstücken eben so ist… manchmal werden sie zur Goldgrube. In diesem Fall zu sehr sehr kurzweiliger Unterhaltung!
Björn ist Anwalt, Strafverteidiger um genau zu sein und ein Profi. Seine Mandanten sind mehr als zwielichtig. Trotzdem macht Björn seinen Job verdammt gut. Er kennt alle Register und er nutzt sein Wissen und sein Können. Dennoch bleibt der von ihm ersehnte Erfolg aus. Björn will eigentlich nichts weiter als für das, was er da jeden Tag völlig professionell und unter massiven (Zeit-) Aufwand leistert, geachtet werden. Aber weder schätzen ihn die Seniorpartner seiner Kanzlei (die einen Strafverteidiger wie ihn, der den Abschaum der Menschheit immer wieder raushaut, niemals zum Partner machen würden- obwohl die Mandanten Björn von der Kanzlei aufgedrückt wurden) noch seine Ehefrau. Diese setzt ihm schliesslich die Pistole auf die Brust und erwartet von ihm einen Achtsamkeitskurs zu machen. Erstaunlich diskussionslos lässt sich Björn darauf ein. Auf den Kurs, auf seinen Trainer und auf die Achtsamkeit. Krempelt sein Leben komplett um. Alles nach den Regeln der Achtsamkeit… allerdings auch ein bisschen anders, als man das erwarten würde.
Ich bin ein bisschen zwiegespalten… Björn legt die Achtsamkeitsregeln zwar leicht überspitzt aus, befolgt sie dafür um so grundlegender. Dennoch Achtsamkeit in der Verbindung zu Mord und Folterung zu stellen… es stösst in meinem Inneren auf Widerstand. Das tut der Story keinen Abbruch. Denn Karsten Dusse lässt einen durchaus mit Björn mitfühlen. Nicht am Anfang, denn der Sympatischste ist er erstmal nicht. Sein Mandant Dragan allerdings auch nicht, und spätestens, als der die kleine Emily bedroht, ist man auf Björns Seite. Rutscht er in den Mord an Dragan noch eher so rein, plant er dessen Verschwinden dann schon sehr zielstrebig, fast genauso perfekt, wie die Übernahme von Dragans Geschäften.
Ungewöhnlich ist tatsächlich auch, dass der Protagonist hier nicht eindeutig als gut oder schlecht beurteilt werden kann. Einerseits lässt er ohne mit der Wimper zu zucken Leute für Informationen foltern, andererseits mutiert er zum perfekten Vater und blättert in Stresssituationen ganz brav in seinem Achtsamkeitsbüchlein und wendet das dort gefundene auch direkt an.
Gelesen an einem Tag. Man kann es nicht weglegen. Die perfekte Mischung zwischen schwarzem Humor und Spannung. Abgeschlossen mit einem Cliffhanger der seinesgleichen sucht… Bloss gut, dass der zweite Teil bereits erhältlich ist. Klare Leseempfehlung… lesen nicht bewerten. 😉
5 von 5 Herzen
♥♥♥♥♥
Gibt volle Punktzahl.