Von Zuhause aus arbeiten kann bequem sein. Aber auch furchtbar unbequem- wenn man nebenbei seinen Kindern den verpassten Schulstoff beibringen muss. Aber es kann gehen. Einen Ansatz, der vielleicht auch Euch hilft, verraten wir Euch hier.
HomeOffice ist das Wort der Zeit. Zur Arbeit darf man der Corona Pandemie wegen kaum noch. Wer kann, steigt also aufs Heimische Büro um. Das ist praktisch und bequem. Wenn man konsequent genug ist. Und in Ruhe arbeiten kann. Die Schliessungen sämtlicher Schulen dürften dies ein bisschen torpediert haben. Trotzdem geht es. Ich nehme Euch mit in unseren Alltag während der Krise. Zeige Euch unsere Versuche und Lösungen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen von Euch eine eigene Lösung für Eure Familie zu finden.
 
Vorab -> unsere Rahmenbedingungen:
 
Ich arbeite seit 9 Jahren im HomeOffice. Für gewöhnlich tue ich das in meinem Wohnzimmer und allein. Beruflich sind von mir und meinem Einsatz 25 weitere Personen abhängig, sowie der gesamte deutschsprachige Kundensupport meines Auftraggebers. Ich arbeite bewusst und gewollt auf selbständiger Basis. Das bedeutet, ich verdiene nur Geld wenn ich auch tatsächlich arbeite. Wir sind eine 6- köpfige Familie. Und auch in Krisenzeiten kann ich mir einen kompletten Arbeitsausfall weder aus Verpflichtungsgefühl meinen Mitarbeitern, sowie meinem Auftraggeber gegenüber noch aus banalen finanziellen Gründen leisten. Es braucht also Lösungen, wie ich meine Arbeit UND die schulische Versorgung der Kinder miteinander vereinbaren kann.
 
Unsere Kinder sind 17, 15, 12 und 9 Jahre alt. In unterschiedlichen Lernstadien, Schulklassen und natürlich auch unterschiedlich motiviert.
 
Würde man es „laufen lassen“ sähen unsere Tage wahrscheinlich so aus, dass alle Kinder zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufstehen und nacheinander frühstücken und dann „irgendwann“ mit „irgendeiner“ Aufgabe anfangen. Dies funktioniert auch ohne Test nicht. Denn unklare Aufgaben und Erwartungen führen zu häufigen Rückfragen, die wiederum meinen Arbeitsablauf stören.
 
SCHRITT 1:
Trefft klare Vereinbarungen.

In unserem Fall lautet die Absprache: Die Kinder stehen zwischen 7:00 und 7:30 Uhr auf. Um 8:00 Uhr beginnt die Abarbeitung der Schulaufgaben. Wir nutzen hierzu ein Zeitfenster bis 11:00 Uhr. In den höheren Klassen bis 11:30 Uhr.
 
Kinder sind unterschiedlich. Das ist auch bei uns so. Der eine ist ein Frühaufsteher, der andere nicht. Die Eine macht die Augen auf und ist sofort voll aufmerksam, während die andere minutenlang Löcher in die Luft starrt. Für jedes Kind passt der Zeitraum, entsprechend ihres Ichs stehen sie selbstständig auf und haben dennoch genug Zeit fürs Anziehen, Badezimmer, Frühstück und die Schulvorbereitung.
 
Wer bummelt und es nicht zum Frühstück schafft, muss dann eben bis zur Pause warten. Dies klingt hart. Aber ist durchaus notwendig, wenn Ihr wollt, dass die Kinder diese Ersatz- Schulzeit ernst nehmen und sich nicht in Coronaferien wähnen.
 
SCHRITT 2:
Sonderiert die Lage
 
Wer hat welche Aufgaben? Liegen diese schon vor? Wie liegen diese vor (online/ offline)? Müssen diese ausgedruckt oder anderweitig besorgt werden?
 
Hier hat sich für uns ein unterschiedliches Bild ergeben. Am schnellsten haben wir die Aufgaben aus der Grundschule erhalten. Am Tag der Schulschliessung ist uns hier eingeräumt worden, sämtliche Materialien (Bücher, Arbeitshefte, etc.) abzuholen. Bei der Abholung wurden uns die Aufgaben bereits überreicht. Arbeitsblätter und Blätter mit Aufgaben, Textstellen, etc. Alles fertig kopiert. Die Lösungsblätter erhalten wir wöchentlich per Email.
 
Super geregelt wird die Aufgabenverteilung auch bei der Erstgeborenen. Der betreffende Fachlehrer sendet Aufgaben und Abgabetermine einfach aktuell per Mail. Da unsere Älteste noch minderjährig ist, erhalten diese Mails derzeit wir. So sind wir immer uptodate. In der zweiten Woche zeigt sich diese Schule als sehr gut aufgestellt und unterrichtet pro Tag ein Fach via Lifechat.
 
Die beiden Oberschulen unserer Jungs stellen sich hier komplizierter dar. Die Aufgaben müssen eigenhändig von der Schulhomepager heruntergeladen und danach ausgedruckt werden. Ziemlich umständlich und vor allem unübersichtlich. Nicht optimal. Dennoch ausreichend. Nachteilig, die Oberschule des Älteren stellt lediglich die Aufgaben zur Verfügung. Es gibt ausschliesslich Kontakt ins Sekretariat der Schule. Wohingegen die Schule des Jüngeren auf allen Aufgaben eine Kontaktadresse des Fachlehrers hinterlassen hat. Anfragen/ Nachfragen können immerhin per Email gestellt werden.
 
Neben dem Unterrichtsmaterial ist natürlich auch die Motivation der Kinder eine wichtige Frage. Die muss eingeschätzt und entsprechend berücksichtigt werden. Ein gutgemeinter Rat: Wir alle lieben unsere Kinder und sie können kaum etwas falsch machen… aber bei dieser Einschätzung, seid ehrlich zu Euch selbst. Alles andere macht Euch nur Mehrarbeit und sorgt für jede Menge Frustration. Auf beiden Seiten.
 
SCHRITT 3:
Schätzt Eure Kinder ein: Wer ist motiviert? Wer ist lernwillig? Wer ist in der Lage seine Aufgaben selbständig zu bearbeiten? Und wer wird dies auch tatsächlich tun?
 
In unserem Fall ist die Leistungsbereitschaft der Erstgeborenen (17) in etwa vergleichbar mit der der Letztgeborenen (9). Beide sind motiviert und erledigen übertragene Aufgaben auch tatsächlich. Wobei die 9 Jährige verständlicherweise mehr Hilfe und Aufmerksamkeit benötigt als ihre ältere Schwester.
 
Mit unseren beiden Jungs ist dies schwieriger. Obwohl der Grosse leistungsstärker ist, setzt ihm die Pubertät in Form von totaler Egalität zu. Ohne Aufsicht läuft hier nichts. Ähnlich ist es bei seinem jüngeren Bruder. Allerdings steht hier nicht die Pubertät dahinter, sondern eine ADS. Er tut sich schwer sich zu konzentrieren, das an- einer- Aufgabe- dranbleiben fällt ihm schwer. Auch hier ist permanente Aufsicht vonnöten.
 
Aus dieser Auswertung ergibt sich unser
 
SCHRITT 4:
Teilt die Arbeitsplätze auf. Jedes Kind hat jeden Tag denselben Platz.
 
Kind 1 lernt in ihrem Zimmer. Isoliert von den anderen.
 
Kind 2, Kind 3 und Kind 4 verbleiben innerhalb meiner Reichweite, heisst an unserem Küchentisch.
 
Da die Küche sozusagen der Hauptaufenthaltsort im ganzen Haus ist, haben wir das Glück über einen relativ grossen Küchentisch zu verfügen. Die Kinder können getrennt und mit ausreichend grossem Abstand zueinander sitzen. Das ist wichtig, will man keine permantenen Mein- Platz- Dein- Platz Sticheleien.
 
SCHRITT 5:
Macht Eure Hausaufgaben.
Es sieht in den fröhlichen Instagramstories selbsternannter Influenzer immer so easy aus, Kind und Job unter einen Hut zu bringen. Die Kinder sind vorbildlich. Man legt ihnen die Aufgaben vor und diese werden ohne Murren, Zwischenfragen und Fehler sofort erledigt.
 
Überraschung. So läuft das nicht.
 
Legt Ihr den Kindern sämtlich vorhandene Aufgaben vor, werden diese nur die leichtesten Sachen und das vermutlich auch nur halbherzig erledigen. Deshalb: Kein Unterricht ohne Vorbereitung. Ihr müsst nicht die Lehrer spielen, aber klar in Euren Strukturen sein. Mein Ziel war es: In der Zeit in der ich arbeite, müssen die Kinder diejenigen ihrere Aufgaben lösen, die sie selbständig lösen können. Alles andere muss auf den Zeitpunkt nach meiner Arbeit verschoben werden. Ansonsten komme ich nicht zum Arbeiten und Frust entsteht bei mir UND bei den Kindern. Schlimmstenfalls demotiviere ich sie damit soweit, dass sie sämtliche Lust etwas für die Schule zu tun, verlieren. Das kann nicht das Ziel sein!
 
Also nehmt Euch am Vorabend die Aufgaben zur Hand. Ihr kennt Eure Kinder. Wisst welche Aufgaben sie allein erledigen können, wo sie Hilfe brauchen werden. Sortiert die Aufgaben aus. Packt für jedes Kind ein Aufgabenpaket, dessen Bearbeitung es in dem geplanten Zeitraum schafft. Nicht mehr, aber auch nicht gravierend weniger. Wiederholungsaufgaben bieten sich als Lückenfüller prima an.
SCHRITT 6:
Schaltet sämtliche Störungsquellen aus.
 
Radio aus. Fernseher sowieso. In unserem Fall gibt es weder einen in der Küche, noch in den Kinderzimmer. Technische Medien stehen den Kindern nur nach Bedarf und entsprechender Absprache zur Verfügung.
 
SCHRITT 7:
Lasst es auch mal gut sein.
 
Mir ist durchaus klar, dass Aufgaben kontrolliert und berichtigt werden müssen. Das tun wir auch. Unsere Schulzeit endet 11:00 Uhr, spätestens 11:30 Uhr. Dann ist Mittagessenszeit. Und während dieses auf dem Herd steht, kontrollieren die Aufgaben. Die Kinder wollen ein Feedback, dies sollen sie bekommen. Korrekturen oder Berichtigungen merken wir uns vor, bearbeiten diese aber nicht am selben Tag. Hierzu bietet sich der Samstagvormittag an. Das ist der Zeitpunkt, zu dem wir normalerweise Hausaufgaben machen, die über das Wochenende auf sind. Jetzt korrigieren wir Fehler aus der vorangegangenen Woche. Man könnte dies auch nach dem Mittagessen fortsetzen. Erfahrungsgemäss ist die Konzentration dann aber nicht mehr gegeben. Es ist tatsächlich ein Unterschied ob man in der Schule oder zuhause lernt. Wer vorher ausser Haus gearbeitet hat und nun plötzlich sich im HomeOffice wiederfindet, der weiss wovon ich rede. Dieselben Aufgaben brauchen im heimischen Büro wesentlich mehr Konsequenz und Disziplin als es diese „in der Arbeit“ fordern. Das ist für die Kinder nicht anders.
 
Wir haben den Luxus des eigenen, umfriedeten Gartens direkt am Haus. So konnte ich die Kinder nach dem Mittag in den Garten lassen. Der Grosse und die Kleine absolvierten ihr tägliches Trainingsprogramm. Zusammen. Obwohl unterschiedliche Sportarten (Karate und KravMaga). Während die anderen sich frei vergnügten. Schaukeln, Trampolin, etc.
 
Um die Tage dennoch effektiv zu nutzen, haben wir vorab unsere Familie nach Tablets abgefragt. Uns diese ausgeliehen (4 Kinder aber nur ein Tablet und einen PC). Wir seit geraumer Zeit ein ABO auf einer Lernplattform. Diese erlaubt allen Kindern, trotz der unterschiedlichen Schulen und Klassenstufen, virtuell zu lernen. Die Themen die morgens bearbeitet wurden, werden so nachmittags virtuell wiederholt. Anhand der Übungsblätter kann man dann auch ziemlich gut nachvollziehen wie der Schulstoff verstanden und verinnerlicht wurde.
 
Zum Schluss
 
SCHRITT 8:
Kontrolliert abschliessend was bearbeitet wurde und wie.
 
Die an die Kinder gestellten Aufgaben haben entweder Stichtage oder eine Bearbeitungsvorgabe (Woche 1, Woche 2, etc.). Wir kontrollieren am Samstag der jeweiligen Woche immer ob alle Aufgaben gelöst wurden. Ob sie korrekt und vollständig und auch sauber erledigt sind. Gibt es etwas zu beanstanden, korrigiert das betreffende Kind dies am Sonntag. Damit mit dem Montag für alle in eine neue Woche gestartet wird. Ist alles richtig, hat das Kind den Sonntag frei.
 
FAZIT…
Es erfordert durchaus Einsatz und auch Konsequenz, aber man kann HomeOffice und HomeSchooling verbinden. Effektiv und nützlich und auch mit einem geringen Stressfaktor- für alle Beteiligten. Es geht.
 
Nehmt die Aufgabe an. Traut Euch etwas zu. Nutzt unsere Liste. Und zieht es durch. Lasst uns gerne wissen, wie es bei Euch gelaufen ist. Was man vielleicht noch Besser machen könnte. Wir freuen uns auf Eure Kommentare.
 
Bis dahin, lasst es Euch gut gehen— und vor allem: Bleibt gesund!