Nun ist der Monatsthread schon seit 8 Tagen überfällig… verzeiht mir. Es ist einfach soviel los. Keine Zeit für was auch immer. Trotz das ich eine feste Routine habe, bleibt irgendetwas ständig liegen. Hatte ich mir vorgenommen im Februar die Küche dem obligatorischen Frühjahrsputz zu unterziehen… alle Fächer leer machen, ausputzen, wegwerfen was eh nie jemand benutzt… habe ich immer noch drei leere Fächer, die auf Befüllung warten. Die Befüllung in Form meines Geschirrs „für besondere Anlässe“ wartet eine Etage höher darauf heruntergetragen und seinem alltäglichen Zweck zugeführt zu werden. Der Kernpunkt ist hier das „wartet“. Ich wollte unser Schlafzimmer aus- und auf- und umräumen. Renovieren. Bevor unser neues Bett (endlich) ankommt. Nun ist inzwischen das Bett angekündigt. Das Schlafzimmer jedoch noch in seinem unberührten Originalzustand. Seit Wochen versuche ich unsere Shirts fertig zunähen. Es sind wirklich nur noch Kleinigkeiten… ein Bündchen hier, ein paar Ziernähte da- es wird einfach nicht. Von den Rucksäcken für die Veritas- Spendenaktion rede ich jetzt gleich erstmal gar nicht.

Wo bleibt die Zeit meiner Tage? Brauche ich eine bessere Organisation? Meine Nina flüstert mir an dieser Stelle gerne laut und deutlich zu: „Nein, nur weniger Aufgaben!“ Ich glaube, es ist an der Zeit, auf sie zu hören. Ich habe im Januar die Idee des Bullet- Journals übernommen. Und ja, meine täglichen Aufgaben, die ich unter Routine verbuche, die laufen. Die tägliche ToDo- Liste enthält nur wenige zusätzliche Punkte. Blöderweise ist mein Tag mit der Routine schon gut voll. Ich will und werde die zusätzlich benötigte Zeit nicht den Kindern abknapsen. Die Hausaufgabenzeit ist wichtig, auch die Zeit, die wir danach alle zusammen einfach in der Küche sitzen und reden und lachen und manchmal auch diskutieren. Also werde ich das Journal nutzen und Grossprojekte, wie das Schlafzimmer, in kleine Teile zerlegen. Bildlich geschrieben. Jeden Tag ein kleines Stück, mal mehr mal weniger. Bin gespannt wie ich damit fahre. Schlaftechnisch bin ich, dank der Verpflichtung dem Journal gegenüber, im Februar echt gut gefahren. 7 Stunden pro Nacht sind das Minimum das ich brauche. Ich laufe auch mit weniger, leben geht aber bei 7h los. Ist okay für mich. Allerdings muss ich mich immer noch dazu zwingen, dies wirklich einzuhalten. Übung macht den Meister.

Im Grossen und Ganzen war der Februar damit recht hektisch. Gespickt mit Geburtstagen und Ferien, die ich der durchgehenden Anwesenheit fast aller Kinder als echt anstrengend empfunden habe. Manchmal frage ich mich, ob man sich die Erziehung der Kinder in den ersten 12- 13 Jahren nicht einfach schenken könnte. Kommt die Pubertät werden eh sämtliche Gehirnzellen von den Hormonen aufgeweicht und die Arbeit von einem Jahrzehnt löst sich quasi in Unwohlgefallen auf. Rücksetzung auf Werkszustand quasi. Normal ist das nicht! „Doch, ist es“, sagt unser Kinderarzt mit einem Grinsen. Echt? Leere Flaschen unter dem Bett horten ist normaler, als sie in den Keller zu bringen? Einfacher auf jeden Fall. Wozu soll man Wäsche auch erst in den Schrank räumen, wenn man sie doch in den nächsten Wochen wieder anziehen will?! „Alles wie bei allen, meine liebe Frau L.“, grinst der Doc und umarmt mich. Schön, das es anderen auch so geht. Nervt mich trotzdem. Ein Riesenstressfaktor. An dem wir uns immer wieder reiben. Und hier gilt irgendwie Jeder gegen Jeden. Mich nervt hochgradig, dass jede kleine Fläche die ich frei räume binnen Minuten mit irgendwelchem Zeug zugestellt wird. Das Laptop von Kind 1 parkt nach Benutzung auf der Fensterbank in der Küche, ihren Turmbau aus Schulbüchern, Lesebüchern, Schmierzetteln und Kopfhörern auf dem Kühlschrank sehe ich schon gar nicht mehr. Die Chipsdose wird aus dem Schrank genommen, bleibt aber auf der Anrichte stehen. Die Taschenlampe kann man aus dem Büro nehmen, schafft den Rückweg aber nur bis aufs Barfach im Wohnzimmer. Der Locher aus dem Regal neben meinem Schreibtisch, endet auf eben jenem. Warum?! Alle diese Dinge hatten vorher einen Platz, der mitunter nur ein paar cm neben dem Abstellort liegt und trotzdem bin letztlich ich es, der es aufräumt. „Mach ich noch oder dann oder später“  alles nur Umschreibungen. Frustriert mich derzeit ziemlich und sorgt innerfamiliär für ziemliche Reibereien. Ich bin momentan nicht in der Lage das einzustecken. Daher lautet die Devise, „holtst du dir etwas, stell es dahin zurück, woher du es hattest, sonst bekommst du es schlicht nicht nocheinmal“. Egal ob Essen, Geschirr, technische Geräte oder Spielsachen. Pferdedeko auf den Fensterbänken ist auch nur temporär „niedlich“.

Entgegen allem Theater war der vereinte Teenager- Geburtstag erstaunlich entspannt. Kind 1 und 2 veranstalteten die Party dieses Mal gleichzeitig und vor allem zusammen. Man staune. Das Tischtennistunier, dass sie samt ihrer Freunde und Freundinnen gegeneinander ausspielten kam so gut an, dass anschließend alle an einem Tisch gesessen und zusammen einträchtig Pizza gegessen haben. Selbst die beiden Jüngeren fanden einen Platz in der Runde. Sehr schön. Ein Moment zum stolz sein. Die Hormone schwiegen, die Geschwister fanden es ausnahmweise mal alle gut doch keine Einzelkinder zu sein. Die auf die Party folgenden zwei Ferienwochen gestalten sich da schon deutlich anstrengender. Mangelnde Auslastung, blödes Wetter und eine Mama mit ständigen Sonderwünschen… Aufgaben erledigen, aufräumen und und und…

Den Höhepunkt lieferte allerdings dieses Mal die Oma. Aus einer schweren Grippe wurde nicht nur eine verschleppte Grippe, sondern schlussendlich ein Herzinfarkt. In Worte zu fassen, was in der Zeit zwischen Verdacht und Diagnose mit einem passiert, ist schwierig. Meine Mama ist 58. Ich habe „noch“ Großeltern, die beide Mitte 80 sind. Man rechnet einfach nicht damit. Ihr Husten war derb, aber das ist er bei ihr immer. Und sie ist auch immer schon so ein bisschen uneinsichtig. Es muss gehen. Es muss gearbeitet werden. Nicht das Netto nicht ohne sie kann. Aber sie fühlt sich wohl in dem Team, es war Ferienzeit und sie wollte ihre Kollegen eben nicht noch mehr belasten. Bis mein Vater die Notbremse zog und sie einfach zu einem Besuch beim Doc zwangs- überredete. Außer einem Krankenschein kam dabei erstmal nichts heraus. Aber immerhin war so die Chance auf stressfreies Auskurieren gegeben. Es sollte anders kommen. Der Husten wurde schlimmer. Der Blutdruck kam auch ohne Medikamente nicht mehr aus dem Keller. Dazu kam eine vermeintliche Verspannung im Rücken. Grund genug für die Hausärztin den Rettungswagen kommen und sie direkt ins nächste Krankenhaus bringen zu lassen. Mein Vater wurde nach Hause geschickt, ein paar Sachen zu packen. Zuhause nutzte er die Chance uns Kinder zu informieren. Während er da noch recht gefasst klang, laut Hausärztin sollte es entweder „was mit dem Blut oder dem Herz sein“, änderte sich das etwa eine Stunde später bei seinem zweiten Anruf bei mir. Mein starker Papa, so aufgelöst, dass er nach einem tränenreichen Anruf meiner Mama, spontan vergessen hatte, wo die Klinik war, wohin sie sie bringen wollten. Eine Klinik, die auf Herzerkrankungen spezialisiert ist. Auch wenn es da noch keine Diagnose gab, war die Richtung damit eigentlich klar. Was allein der Tonfall bei einem auslösen kann, war mir vorher allerdings nicht so bewusst. Dank Kind 1 und der Erfahrungen mit ihrer Leukämie, kann ich meinen inneren Terror inzwischen nahezu abschalten. Die Panik nicht nach außen lassen, allein um einigermaßen handlungsfähig zu bleiben. Ein sofortige Überführung in die Spezialklinik konnte nur „was mit dem Herz“ zu sein. Meine innere Bremse hat erfolgreich einen Besuch bei Dr. Google und damit noch mehr Panik verhindert. Der Tag wurde bis zur letztlichen Diagnose dennoch sehr lang. Auch hier war unsere Erfahrung von Vorteil. Gerade in der Medizin gibt es häufig nicht sofort Diagnosen und selbst wenn ist die Behandlung wichtiger als die Information der Angehörigen. Manchmal muss man einfach abwarten. Und Vertrauen haben. Schlussendlich war es keine Grippe, keine Entzündung- sondern ein Herzinfarkt. Das muss man sacken lassen. Meine Mama hatte einen Herzinfarkt. Allerdings war an diesem Abend die Stimme meines Vaters allein so dermaßen erleichtert, dass trotz das er meinte ich solle mich hinsetzen, der Schock über diese Diagnose mich nicht ganz so derb treffen konnte. Zumal schon alles behoben, der Stent gelegt war. Sie wurde einen Tag später ins ursprüngliche Krankenhaus zurück verlegt. Und konnte sich abends am Telefon schon wieder darüber beschweren, dass man sie im OP Hemdchen durch die Gegend gefahren hat. Der Schutzengel hat wieder Überstunden geschoben. Vielen vielen Dank dafür.

Damit endet ein relativ turbolenter Monat doch versöhnlich. Der März bringt ihren 59. Geburtstag. Den 10. Jahrestag der Leukämiediagnose. Ansonsten darf er gerne ohne irgendwelchen besonderen Aktionen bleiben.

Bis dahin, bleibt gesund!