Was in der einen Woche recht schnell geht, das bummelt in der Nächsten schön trage und langatmig vor sich hin. So geschehen mit unserem Wochenrückblick. Das hier ist bereits Anlauf Nummer 4 (oder 5, wer zählt die verknüllten Zettel schon) und er ist immer noch zu spät. Ein Krux. Mein Selbstmanagement ist momentan scheinbar nicht vorhanden. Irgendwo verschüttet unter zu vielen Aufgaben und noch mehr Gedanken und Ideen. Zur Ruhe kommen, meditieren, sich selbst finden… funktioniert nicht. Nach ein paar Minuten reißt mich meine innere Unruhe wieder an die Oberfläche. Passenderweise zeigt mein Schlafrhythmus dieselben Symptome. Ein Teufelskreis.
Dabei war die letzte Woche recht ruhig und entspannt. Der Kampf mit unseren Puber- und Pseudpubertieren ist in eine neue Runde gegangen. Die Familienstruktur wechselte von Demokratie zu Diktatur. Getreu dem Motto „Ich Chef, du nix“. Das ändert an dem Aufbegehren der Kinder erstmal so rein gar nichts. Wohl aber an unser Haltung. Diktaktoren müssen sich nicht erklären. Wir tun es auch nicht. Zumindest sofern wir uns rechtzeitig an unsere Rollen erinnern. „Ich hab dich lieb“ und „das hast du toll gemacht“ sind unverändert erlaubt und erwünscht. Warum aber im Garten kein Fußball gespielt wird, erklären wir nicht mehr. Lediglich die Anweisung („der Ball bleibt im Schuppen“) darf wiederholt werden. Gerne auch mehrmals. Erstaunlicherweise ist das für beide Seiten eine recht schwere Umstellung. Für uns, weil wir natürlich unsere Gründe darlegen wollen. Weil wir erklären wollen, dass es nicht darum geht den Kindern das Spielen zu verbieten. Sondern, es um Rücksicht, Verständnis und auf- seine- Umgebung- achten geht. Wir sind nicht allein auf der Welt. Ein Ball, der sich in Nachbars Garten verirrt wird in den meisten Fällen kein Problem darstellen. Verirren sich aber alle Bälle kippt das Verständnis. Auch irgendwie verständlich und zu Recht. Aus Sicht der Kinder ist das gar kein Thema. Man holt den Ball zurück und fertig. So einfach könnte das sein. Doch der Satz „Es sind eben Kinder!“ entschuldigt nur leider nicht alles. Der Ball, der auf Nachbars Rasen landet, kein Thema. Der, der die Triebe der mühevoll eigenhändig gezüchteten Rose abbricht, ist wohl ein Thema.
Was ich nicht will, das man mir tu, das füg ich keinem anderen zu.
Egal, ob dieser Spruch nun auf einen Rat Jesu zurück geht, der es im neuen Testament allerdings ein bisschen anders formuliert hat oder es sich doch um den Inhalt des kategorischen Imperativs des Philosophen Immanuel Kant handelt, wahr ist es in beiden Fällen. Und wahr ist auch, dass Kinder Rücksicht und Respekt lernen müssen. Dazu dient unser „Experiment“ . Ergebnis offen. Im Moment rangiert die gegenseitige Frustration auf Platz 1. Bei uns, weil wir eben zu oft in alte Muster verfallen und uns erklären. Für die Kinder, weil diese plötzlich den subjektiven Eindruck gewonnen haben, noch weniger zu dürfen als vorher und nun aber noch nicht einmal genau wissen weshalb.
Das lange Wochenende diente damit für alle Parteien zum Abbau der aufgestauten Frustrationsenergie: Unsere Garten-Springbrunnen- Froschteich- Anlage ist fertig. Um es mit den Worten von Kind 1 auszudrücken: „Eine echte Scheißplackerei! Aber voll schön!“. Direkt gefolgt von: „Wer da einen Ball rein schmeißt, kriegt es mit mir zu tun!“ Jaaa! Minimalziel erreicht. Ein wahrer Pyrrussieg!
Dem stimmte auch Klärchen zu. Der gelbe Planet bescherte uns durchweg den ersten Sonnenbrand des Jahres. Besonderes gestraft hat es den Hasen. Der trug zu sämtlichen Arbeiten seine geliebte Latzhose und führt nun zwischen strammen roten Stellen, ein sattweißes Y auf dem Rücken spazieren.
Kann man Hosenträger in ein M- Form bringen?*
*M für Meiner!
Der Kinderarztbesuch hingegen zeigte sich als recht lockere Veranstaltung. Durch den Wartebereich wurden wir zügig hindurch geschleust. Schlussendlich erwartete uns ein tiefenentspannter Dr. S.! War aber kein Wunder. Für diesen Tag galt es aus seiner Sicht nur noch uns zu überleben und dann in den Feierabend zu entschweben. Klappte gut und zügig. Inklusive einiger Studienepisoden, vorgetragen in leicht sächselndem Russisch. Hielt ihn natürlich nicht davon ab Kind 1 mit der ausstehenden Tetanusimpfung zu foltern. Beide haben überlebt.
Ein Tour nach Leipzig, um Hases temporäres Arbeitsmobil abzuholen, lenkte mich erfolgreich von meinem John Katzenbach ab. Stattdessen verbrachte ich das Wochenende mit „Gray“ .Nach den schon beinahe üblichen Startschwierigkeiten konnte ich den Vogel (im übertragenen Sinne) nicht mehr aus der Hand legen. Das beste Buch, welches ich in den letzten Wochen gelesen habe! Rezension folgt selbstverständlich!
Genauso wie der nächste Wochenbericht. Auf uns wartet eine volle Woche. Feierwoche im Kindergarten, Elternabend, Kindertag, Abschlußparty bei der Psychologin… Also auf gehts. Oder wie mein Schwiegervater so liebevoll sagt: „Auf in den Kampf, die Schwiegermutter naht“
Eine schöne Woche 🙂
Bloß gut, dass es allen so geht. Es wird besser. Dranbleiben. LG aus dem hohen Norden Ina