Das erste, was einem beim Thema Zombies einfällt, sind stöhnende, grausige Gestalten mit Lust auf Menschenhirn, denen man nicht nur im Dunklen keinesfalls begegnen möchte. Und das ist kein Wunder, schließlich wurde unsere Vorstellung von Zombies durch Filme wie „28 Years Later“ und Serien wie „The Walking Dead“ jahrelang stereotypisch geprägt. „Warm Bodies“ wirft diese Vorstellung komplett über den Haufen. Denn in diesem, im postapokalyptischen Amerika spielendem Buch, das auch 2013 erfolgreich verfilmt wurde, ist der Protagonist nicht etwa ein Überlebender, sondern ein Opfer der Epidemie selbst – ein Zombie. Doch R, das ist alles, an was er sich von seinem Namen und seinem früheren Leben noch erinnern kann, ist anders als seine Artgenossen, auch wenn er äußerlich wie ein Zombie klingt und aussieht: Denn er ist dazu in der Lage, normal zu denken – und er fühlt sich einsam, trotz seines besten Freundes M, der ebenfalls ein Zombie ist. R sehnt sich nach mehr, als ihm sein Untotes Leben auf einem leerstehenden Flughafen bieten kann, er verherrlicht die Vergangenheit und verbringt seine Zeit meist in einem gestrandeten Flugzeug voller gesammelter Dinge, in dem er am liebsten Schallplatten hört. Natürlich muss er Menschen töten und essen, und dabei ist, wie er erklärt, „das Gehirn das Beste von allem“. Denn wenn ein Zombie menschliches Gehirn isst, erlebt er die Gedanken und Erinnerungen des getöten Menschens nochmal und fühlt so wenigstens für einen kurzen Moment, wie es war, ein Mensch zu sein. Durch diesen Umstand erst verliebt sich R völlig überraschend in das Menschenmädchen Julie, als er auf Menschenjagd mit anderen Zombies auf eine kleine Gruppe Überlebender stößt. Er tötet nämlich zuvor, ohne dass Julie es mitbekommt, ihren Freund Perry und sieht Julie in seinen Erinnerungen. Von diesem Zeitpunkt an beginnt R sich zunächst unbemerkt zu verändern und immer menschlicher zu werden. Er rettet Julie vor den anderen Zombies, nimmt sie mit zu seinem Flughafen und überredet sie, eine Weile bei ihm zu bleiben. Zu Beginn ist Julie ihm gegenüber nicht gerade friedlich gestimmt, doch dann merkt sie, wie anders er ist und langsam freunden sich die beiden an und verlieben sich sogar ineinander. Isaac Marion hat mit seinem Debütroman etwas geschaffen, was zuvor nie in dieser Art da war: Eine Liebesgeschichte über einen Zombie und ein Menschenmädchen, doch gleichzeitig ein poetischer und zum Nachdenken anregender und überraschender Roman, der mit seinen originellen Ideen und seinem teilweise etwas eigenen Humor auf der ganzen Linie überzeugt. Fans des Films, die den Roman nicht kennen, werden vielleicht überrascht sein, wenn sie das Buch lesen: Es ist keinesfalls so locker und lustig wie die Verfilmung, doch hat eine ungeahnte Tiefe und Sensibilität, die der Film nicht hat. Das Buch ist durch seine vielen unterschiedlichen vorkommenden Genres nicht nur für Fans von Romantik zu empfehlen, sondern auch für Zombieliebhaber, da es teilweise sehr blutig und brutal im Roman zugeht.

 

The Burning World Trotz seiner vielen positiven Rezensionen ist die Fortsetzung zu dem Bestseller „Warm Bodies“, auf dem der gleichnamige Film basiert, kaum bekannt. Leider wurde sie, genau wie die Vorgeschichte „The New Hunger“ nicht ins Deutsche übersetzt und wird daher in Deutschland wenig Bekanntheit erlangen. Was ich nicht nur total schade finde, sondern auch nicht verstehe, da der Film auch bei uns sehr erfolgreich war und sich viele, die ihn gesehen haben, fragen, wie es mit R weitergeht, nachdem dieser sich selbst vom Zombie-Virus geheilt hat. Genau das erfährt man in „The Burning World“. Dabei ist es zwar nicht unbedingt notwendig, zuvor „The New Hunger“ zu lesen, allerdings werden dort Ereignisse angedeutet und ein Charakter vorgestellt, die auch in „The Burning World“ wichtig sind. Entgegen dem Happily-Ever-After-Ende des Filmes und des ersten Buches wird in „The Burning World“ klar, dass nicht alle Zombies die Verwandlung in einen Zombie überleben: Manche sterben an ihren Verletzungen, andere halten es nicht aus, mit der Gewissheit zu leben, dutzende Menschen getötet und gefressen zu haben, und begehen Selbstmord. Und auch R hat Schwierigkeiten, ein Mensch zu sein: Er kann kaum schlafen und normale Nahrung zu sich nehmen und wird von den meisten Einwohnern der zuvor abgegrenzten Menschensiedlung nicht akzeptiert. Er hat zudem immer noch keinerlei Erinnerung an sein früheres Leben, was ihn aber nicht stört: Er meint, er möchte dieses neue, zweite Leben führen und einen Neuanfang haben. Als jedoch Mitglieder einer weiteren Community namens „Axiom“ mit Helikoptern in der Stadt auftauchen, diese übernehmen wollen und R, Julie und Nora gefangen nehmen und foltern, beginnt R, sich langsam an seine Vergangenheit zu erinnern, die sehr viel düsterer war, als man es vielleicht erwartet hätte. Die drei Freunde bekommen unerwartet Hilfe von Perrys älterem Bruder Abram, der ihnen zur Flucht verhilft. Auch M / Marcus, Rs bester Freund, stößt zur Gruppe dazu. Es folgt eine Art Roadtrip durch ein zerstörtes, postapokalyptisches Amerika, in dessen Verlauf neue Charaktere vorgestellt werden und R sich, obwohl er sich dagegen wehrt, an immer mehr aus seinem ersten menschlichen Leben erinnert.

 

Das Buch ist nicht nur für Fans von „Warm Bodies“ zu empfehlen, da es auch allgemeine gesellschaftskritische und politische Themen behandelt. Isaac Marion’s beinahe schon poetischer, sehr individueller Schreibstil macht dabei das Buch zu etwas so Besonderem. („I’m a stumbling amnesiac afraid of his own name.“ – „I was a baby then, a newborn child piloting a man. But I am rapidly growing up.“) Jedoch ist es einfach ein typisches „Middle-Book“, der mittlere Band der (eigentlich vierteiligen) Saga. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Der letzte Band, „The Living“ sollte eigentlich noch Ende diesen Jahres erscheinen, allerdings gibt Isaac zu, dass es aufgrund der Verkaufszahlen von „The Burning World“ Schwierigkeiten hat, vermarktet zu werden. Gebt diesem Buch eine Chance und gebt dem Autor die Anerkennung, die er sich bereits mit „Warm Bodies“ verdient hat!

 

 

Vielen Dank an eine liebe Freundin, die das für uns zusammen gefasst und in Ihren Worten wieder gegeben hat.