Fragt man mich nach typisch erzgebirgischen Weihnachtsliedern, die wir schon als Kinder kannten und gesungen haben, fallen mir vor allem zwei ein. Der Schneeschuhfahrer- Marsch und das Heilig- Abend- Lied. Um das Erste geht es hier. Das Zweite folgt im nächsten Artikel. Der Länge wegen. 🙂

Der Schneeschuhfahrer- Marsch

Wenn’s draußen wieder schneit,
do habn mer onner Freid,
’s fängt überol ze wabln a,
is draußen gute Schneeschuhbah.
On liegt of onnrer Höh
es erschte Fünkele Schnee,
do schnalln mer onnre Schneeschuh na
on fahrn derva!
Denn su frisch on frei,
wie mir Arzgebirger sei,
mir halten aus in Stormgebraus,
öb’s wattert, störmt on schneit.
Of onnrer Höh
do liegt der erschte Schnee,
do liegt’r aah an längsten dort,
drüm gieh mer gar net fort!
Frisch auf alle Zeit!

Mir halten trei ze onnrer Haamit
on singe lustig onner Lied.
On müß mer fort,
nort kehrn mer wieder,
su wie der Vugel hamwärts zieht!

Ach is dos aane Lust,
wie hebt sich doch de Brust,
ve Barg ze Tol dorch Wald on Gründ
ze sausen übern Schnee geschwind.
Is nirgnst kaa Stappen Bah,
do liegt ons gar nischt dra,
mir fahrn ja när der Nos enooch,
do gibt’s kaa Frog.
Wie krabelt’s Blut,
wie waarn de Backen rut,
wie glänzt es Aag of freier Höh,
liegt alles in tiefen Schnee,
on dorch’n Gemüt
e Haamitsklinge zieht
ve Haamitlieb on deitscher Trei,
wie schlögt es Harz su frei.

Frisch auf alle Zeit!
Mir halten trei ze onnrer Haamit
on singe lustig onner Lied.
On müß mer fort,
nort kehrn mer wieder,
su wie der Vugel hamwärts zieht!

Wie schmeckt e Wacken Brot,
mer kriegt gar net soot,
gieht’s ham ve langer Schneeschuhfahrt,
hängt vuller Eis on Schnee der Bart.
Der Knödeltopp in der Rähr,
daar is of aas zwaa leer,
on wos rümstieht an Asserei,
dos muß aabn nei.
Waar’sch noch net ka,
fang’s Schneeschuhlaafen a,
dos hält gesond z’samm Leib on Seel,
mer kömmt gut ve der Stell;
on haat’s ann hi,
’s is aah e Mol ganz schie,
mer fällt när waach, stieht auf geschwind,
on fort gieht’s wie der Wind!

Frisch auf alle Zeit!
Mir halten trei ze onnrer Haamit
on singe lustig onner Lied.
On müß mer fort,
nort kehrn mer wieder,
su wie der Vugel hamwärts zieht!

Drüm raus on ageschnallt,
när net lang rümgedallt,
der Winter is e alter Ma,
dan muß mer ehrn, su lang mer ka.
Daar maant’s ons immer gut,
Drüm raus mit frischen Mut,
waar will sei Haamit racht verstieh,
daar muß nausgieh.
Of freier Höh,
su übern tiefen Schnee
sausen uhne Sorg on Müh,
ach Kinner is dos schie!
On is vorbei
de Schneeschuhfahrerei,
is stark es Harz on frei’s Gemüt,
nort sing mer onner Lied:

Frisch auf alle Zeit!
Mir halten trei ze onnrer Haamit
on singe lustig onner Lied.
On müß mer fort,
nort kehrn mer wieder,
su wie der Vugel hamwärts zieht!

Der Schneeschuhfahrer- Marsch stammt in Text und Melodie von Anton Günther. Jedes Kind im Erzgebirge weiss, wer Anton Günther ist. Der Dichter und Sänger wurde am 05. Juni 1876 in Gottesgab (tschech. Bozi Dar) geboren. Schon sehr jung trat er mit seinem Vater als heimatverbundener Sänger auf und begleitete seine Lieder mit der Gitarre. 1895 schrieb er sein erstes Lied „Drham is drham“, das sehr bekannt wurde. Er ließ es, wie später seine anderen Lieder, auf Postkarten drucken und war damit der Erfinder der Liedpostkarte. Oft trug er seine Lieder zum „Guttsgewer Obnd“ (Gottesgaber Abend) in Gottesgab vor. Dem folgten viele weitere Auftritte, auch weit ausserhalb Sachsens. Er war nicht nur im Erzgebirge sehr populär geworden. Am 29. April 1937 nahm sich Anton Günther, krank geworden, das Leben.

Wer es hören mag… hier eine Version von De Hutzenbossen „Der Schneeschuhfahrer- Marsch“

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