Nichts gehört so untrennbar zu erzgebirgischer Weihnacht wie Weihnachtspyramiden, Schwibbögen und Lichterengel.

Weihnachtspyramiden

Zum ersten Mal Erwähnung fand die Weihnachtspyraminde ca. 1678 in Schneeberg. Der ehemalige Ortschronist beschrieb recht detailgetreu eine Art Gestell, das man adaptiert in die heutige Zeit, gut und gerne als Weihnachtspyramide durchgehen lassen kann. Bekannt ist dagegen, dass die erste tatsächliche Weihnachtspyramide um 1850 hergestellt wurde. Diese typische erzgebirgische Weihnachtspyraminde wird sogar in eine Strophe des alterzgebirgischen Heiligabendliedes besungen.

Gefertigt werden, zumindest die erzgebirgischen, Pyramiden immer aus Holz. Basis ist eine Runde oder vier bis achteckige Grundplatte, deren Gestänge sich nach oben hin verjüngt. Damit ergibt sich die typische Pyramindenform. Im Inneren steckt eine senkrechte, mit ihrer Metallspitze in einer Glas- oder Keramikschale sitzende Welle, an der ein oder mehrere Holzteller befestigt sind. Auf den Tellern finden sich oft handwerklich geschnitzte Figuren… die mitunter ganze Szenen darstellen (Chöre, Bergarbeiter, das Jesuskind in der Grippe, etc…). Am oberen Ende der Welle sitzt das Flügelrad. Dieses wird traditionell von, außen an der Pyraminde befestigten Kerzen angetrieben. Durch die Drehung des Flügelrades dreht sich auch die Welle, samit der an ihr befestigten Teller mit. Traditionell drehen sich Pyraminden im Uhrzeigersinn. Drehrichtung und Drehgeschwindigkeit können durch die Flügelstellung allerdings beeinflusst werden. Weihnachtspyramiden gibt es in allen möglichen Formen und Größen. Auch in bunten Farben- dies entspricht allerdings nicht den erzgebirgischen Traditionen. Aus Sicherheitsgründen werden viele Pyraminden inzwischen mit Teelichtern oder sogar elektrisch angetrieben. Eine Besonderheit stellt die Pyramide in der Flasche dar.

Lichterengel oder Lichterpuppe

Ein echtes Highlight an erzgebirgischen Fenstern sind die Lichterengel. Oder wie wir sagen: Die Lichterpuppe. In den meisten Fällen handelt es sich um einen Holzkegel, der auf einem Standfuß steht und an dem Arme und ein Kopf angebracht sind… Der Kegel bekommt ein Kleid, gern aus Kunstpelz oder Wolle, auf jeden Fall der Jahreszeit und dem Fest angepasst und angemessen. In den ausgestreckten Armen hält der Engel entweder einen Lichterbogen, gern auch einen der mit Sternen verziert ist oder aber einen beleuchteten Banner mit dem Schriftzug „Fröhliche Weihnachten“.

Unsere Lichterpuppen sind echte Puppen und handgemacht. Mein Vater verwendete dafür meine alten Puppen. Drechselte den Bogen und versorgte sie mit dem elektrischen Zugang. Meine Mutter nähte dazu die Kleidchen. Die Puppen sind damit absolute Einzelstücke und für mich oder uns der Inbegriff für Weihnachten. Für uns, denn inzwischen sind auch meine Töchter im Besitz einer Lichterpuppe ihres Opas.

Der Schwibogen

Kommt aus dem Erzgebirge. Traditioneller geht es kaum. Denn zur Weihnachtszeit trafen sich einst die Bergleute im Stollen zur Andacht (siehe Mettenschicht). Nur die Grubenlampen der Bergleute machten erhellten den Stollen dabei. Dafür fertigte der Bergschmied Johann Teller 1726 in Johanngeorgenstadt den ersten Schwibbogen als Kerzenständer. Seine Form aus Metall entsprach dem Relief eines beleuchtenden Stolleneingangs, des sogenannten Mundlochs. Der Name „Schwibbogen“ ergab sich erst später, abgeleitet aus der Architektur, den da verwendet man den Schwibbogen als Begriff für eine Stütze zwischen zwei Mauern. Den Schwibbogen gibt es mit elektrischer Beleuchtung und als Lichterträger für Wachskerzen. Seit etwa 30 Jahren werden Schwibbogen auch in 3D und plastisch, mit ganzen Figurenensembles, gefertigt. Das wohl bekannteste Motiv eines Schwibbogens ist das so genannte Johanngeorgenstädter Motiv. Dieses zeigt zwei Bergmänner die das Wappen mit den sächsischen Kurschwertern tragen. Neben ihnen ein Schnitzer und eine Klöpplerin. Diese Beiden verkörpern, neben den Bergleuten die Haupterwerbsquellen des damaligen Erzgebirglers. Ein weiteres, sehr bekanntes Motiv stellt die Kirche, des für seine Volkskunst bekannten Erzgebirgsdorfes Seiffen dar. Zwischenzeitlich sind auch andere Motive hinzugekommen.

In unserem Fall haben wir sowohl Schwibbögen mit klassischen als auch mit alternativen Motiven. Besonderheiten: nur der äussere Bogen ist aus Holz. Das innere Motiv wurde geklöppelt und anschließend im Bogen verpannt. Alle unsere Bögen sind individuelle Handarbeiten unser Großeltern und Schwieger- Großeltern.

Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war die Anschaffung unseres persönlichen Schwibbogen. Dieser führt unsere Namen und unter dem Weihnachtswaldmotiv unser Hochzeitsdatum. Eine persönliche und individuelle Arbeit.

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